Im Jahre 1620 wurde mit der Genehmigung vom bayrischen Herzog Maximilian eine Schützenkompanie aufgestellt, deren Aufgabe und Pflicht

es war, den Ort und die nähere Umgebung zu schützen. Im Notfall sollte und konnte sie auch zur Verteidigung der Landesgrenzen herangezogen werden. Später wurde diese Füsilier- oder Schützenkompanie unter der bayrischen Herrschaft in "Nationalgarde" unbenannt und vom Staat in drei Klassen eingeteilt.


Im Jahre 1792 bestieg Kaiser Franz den österreichischen Thron und am 20. April 1792 erklärten die Franzosen dem jungen Kaiser den Krieg, der mit kurzen Unterbrechungen, bis 1815 dauern sollte.
Auch wenn Österreich bis 1809 von feindlichen Übergriffen verschont bleiben sollte, spürte es die Lasten des Krieges in verschiedenen Geldbeiträgen, Naturallieferungen und Durchmärschen der kaiserlichen Armeen.

In der Zeit von 1797-1799, in der es immer wieder kurze Friedensperioden (z. B. 1797 Friede zu Campo Formia) gab, wurden der untere und obere Innkreis mit Kavallerie-Regimentern verschiedener Gattungen belegt. In den Bezirken Mattighofen und Wildshut lagen vier Regimenter leichter Reiterei. Als am 7. August 1799 kaiserl. Hoheit Erzherzog Carl, der zur Inspizierung dieser vier Regimenter angereist war und im Schloß Pfaffstätt residierte, durchreiste er auch Mattighofen. Zu diesem Anlaß machte die damals noch bürgerliche Schützenkompanie Parade und erhielt von ihm eine Medaille (Vorderseite ein Bild des Erzherzogs und auf der Rückseite unter dem Emblemen des Krieges die Inschrift "Consilio Virtute"). Auch wurde in diesem Jahr die Festung Braunau stark gebaut und viele Schanzer des gesamten Innkreises dorthin abberufen.

Danach brachen harte Zeiten über Österreich herein. Teuerungen, Constributionen, Mauten und Steuern waren nur ein Teil der Unannehmlichkeiten. Zusätzlich galt es die siegreichen Franzosen zu verköstigen und beherbergen. Ein ewiges Ein- und Abziehen, Krieg- und Friedensschlüsse hieß es zu ertragen. Bis dann im Februar 1808 mehrere kaiserliche Regimenter im Innkreis zusammenzogen. Bis zum 8. April 1809 hatte sich ein Trupp von 130.000 Mann gebildet, der am 9. April die Grenze zu Bayern durchbrach. Allerdings besiegte Napoleon die Österreicher, unter der Führung von Erzherzog Karl, bereits vor Regensburg, innerhalb von zwei Tagen. Schwer getroffen zogen sich die Österreicher wieder über den Inn zurück. Napoleon folgte ihnen jedoch und das ganze Land wurde von den Feinden belagert und geplündert, bis endlich am 9. Oktober der Wiener Frieden folgte. Allerdings verlor Österreich unter anderem Salzburg, das Innviertel und den westlichen Teil des Hausruckviertels an die Franzosen.

Nun herrschte zwar Waffenstillstand, allerdings hielten die Kriegslasten an.

In Ried wurde für die nun französischen Teile eine provisorische Regierung errichtet. Diese fungierte bis zum 1. September 1810. Danach bekam Bayern die von Österreich verlorenen Teile. Auf den ausdrücklichen Befehl König Josephs von Bayern mußte nun in allen Städten und Märkten des Königsreichs eine Nationalgarde errichtet werden. Die in Mattighofen, seit dem Jahre 1620, bestehende Füsilier-Kompanie, wurde 1811 zur königlichen Nationalgarde III. Klasse erklärt.

1814-15, zur Zeit des Wiener Kongresses, wurden mit dessen Bestimmungen, wurden das Innviertel, die Teile des Hausruckviertels und Salzburg, nicht ganz ohne Widerstreben der Bayern, wieder an Österreich zurückgegeben. Endlich der Heimat wieder zugehörend, wurde die Nationalgarde in Mattighofen wieder aufgelassen und nahm ihren alten Namen bürgerliche Füsilier- oder Schützenkompanie an.

Allerdings wurde deren Dienst, laut Regierung, nicht mehr benötigt und so wurde die Kompanie offiziell aufgelöst. Auch mehrere Bittgesuche bei den höchsten Stellen Wiens halfen nichts, eine Wiederaufstellung wurde nicht bewilligt.

Doch der bekannte Mattighofner Maler, Josef Binninger, trotzte der Wiener Sturheit, zahlte die Uniformen aus seiner eigenen Tasche und schenkte sie der Garde. Kurz vor seinem Tod, am 8. März 1824, übergab er noch einen beträchtlichen Geldbetrag an die Gardemusik, um deren Uniformkauf zu ermöglichen.


Obwohl vier Jahre später, 1828, noch immer keine Genehmigung von Wien vorlag, rückte die Garde unter der Führung Hauptmann Gach zu Fronleichnam aus. Die Antwort aus Wien war prompt. Ein allgemeines Ausrückungsverbot bis 1833 wurde verhängt. Aus diesem Grund löste sich die Garde auf. So machte es zumindest den Anschein. Ein harter Kern blieb allerdings übrig, mit dem die Regierung nicht gerechnet hatte und fünf Jahre später hielt man endlich die Genehmigung zur Wiederaufstellung in Händen.

 

Die Freude war so groß, daß der Brauereibesitzer Wieninger dem Korps eine Fahne und der Lebzelter Franz Gstöttner eine neue große Trommel spendeten. Doch die Standhaftigkeit der Mattighofner und ihrer Garde sollte abermals auf die Probe gestellt werden. Im Markt wurde nämlich Militär einquartiert, das bis 1838 blieb. Aus diesem Grund konnte während dieser Zeit wieder nicht parodiert werden.


Dann war es aber endlich soweit! Zum Fronleichnamsfest 1838, dem Hauptfest der Garde, rückte sei in ihrer ganzen Pracht aus.

Alles schien nun unter einem guten Stern zu stehen! Doch 1840 machte der Sohn des Fahnenspenders einen Strich durch die Rechnung. Er verweigerte der Garde die Fahne und so drohte dem Korps ein fahnenloses Dasein. Innerhalb kürzester Zeit hatte man aber das Geld zusammen, und am 19. April 1841, dem Geburtstag des Kaisers, kam die bei den Ursulinen angefertigte Fahne an, wurde geweiht und kam gleich zum Einsatz. Danach folgte eine Ausrückung der nächsten.

1848 erteilte dann die Regierung in Wien die Ermächtigung, daß in allen Städten und Märkten Österreichs aus den Angehörigen des Bürgerstandes, Nationalgarden errichtet werden können. Dies nahm die Mattighofner Schützenkompanie zum Anlaß sich wieder in Nationalgarde umzubenennen. Aber schon drei Jahre später, wurde laut Regierungsdekret das Institut der Nationalgarde wieder aufgehoben und so rückte nun wieder die Mattighofner Schützenkompanie aus.

 

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Korps war, als am 9. 5. 1865, die bereits bestehende Artillerieabteilung zwei Kanonen (Böller) bekam, die in der Gießerei in Mariazell erzeugt worden waren.

Bis zur Entstehung der nationalsozialistischen Regierung 1938 verschönerte die Schützenkompanie so manches kirchliche und weltliche Fest.

Der neuen Regierung gefiel diese Erinnerung an die Monarchie nicht und so wurde ein Auflösungsbescheid erlassen, gegen den kein Einspruch erhoben wurde.

Damit galt das Bürgerkorps Mattighofen abermals als aufgelöst. Diesmal schien es für immer. Der Krieg und die Zeiten danach machten eine Wiederaufrichtung undenkbar.

Erst 1957 gelang es dem Kaufmann Peter Prillmann gemeinsam mit Ferdinand Feichtenschlager, Hermann Plass sowie Rudolf Voggenberger sich einzukleiden und auf einem Fest des Bürgerkorps Friedburg als Bürgerkorps Mattighofen teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Wiederaufstellung energisch betrieben. Ein Jahr später wurde dann die Gründungsversammlung im Gasthaus Voggenberger abgehalten. Nach diesem Tag hatte das neue Bürgerkorps 34 neue Mitglieder.


Nun mußten Firmen ausfindig gemacht werden, die die Waffen und Ausrüstungsgegenstände erzeugen und liefern konnten. Mit viel Fleiß, Mühe, Mithilfe der Mattighofner aber vorallem Freude an der Sache gelang es, innerhalb einiger Monate die Garde mit Uniformen und Ausrüstung auszustatten.

Am 23. und 24. August 1958 konnte das Bürgerkorps, mit 51 Mann Infanterie und 10 Mann Artillerie, das 340jährige Gründungsfest und zugleich das Wiederaufrichtungsfest begehen. Diese Feier übertraf alle Erwartungen. 10 Bürgergarden und Schützenkorps, 3 Prangerschützenkompanien und alle örtlichen Vereine von Mattighofen und Schalchen fanden sich zum Fest ein.

Endlich hatten die Mattighofner ihre Garde wieder und ihr Ruf eilte ihr voraus. Eine Ausrückung jagte der nächsten, die Mitglieder wurden immer mehr und der Platz zur Aufbewahrung der Waffen, Uniformen und Geräte wurde von immer größerer Notwendigkeit. (siehe Zinngießerhaus)

Seit nun über 40 Jahren finden die schmucken Uniformen der Gardisten und die flotten Märsche überall Anklang und Beifall. Diese Zustimmung in der breiten Öffentlichkeit gibt allen Angehörigen des Bürgerkorps Mattighofen stets den Ansporn, die oft karge Freizeit zur Verschönerung vieler Feste in In- und Ausland zu opfern und die alte Tradition zu pflegen!

Priv.Uniform Bürgerkorps Mattighofen, OÖ